Pleiten, Pech und Pannen

/ Juli 22, 2021/ ...mit dem Fahrrad, Blog

Schon am frühen Morgen geht’s gut los…

Jap, mein Gefühl scheint sich zu bestätigen: Ich wache auf und liege auf dem Boden. Trotz, dass ich am Vorabend zweimal kontrolliert hab, ob das Ventil der Iso-Matte richtig zu ist, hat sie so viel Luft verloren, dass sie mich nicht mehr trägt und kaum etwas bringt. Toll, neu gekauft und schon kaputt. Dazu kommt, dass ich sie nicht ohne weiteres zurück geben kann. Der Laden, in dem ich sie vor ein paar Tagen gekauft habe, ist zwar eine Kette, aber wir waren in der nördlichsten Filiale, was die Rückgabe kompliziert macht. Mal schauen wie das weiter geht….

Wir frühstücken und packen unser Zeug. Wir sind fast fertig, als drei Männer mit knatternden Mofas auf den Parkplatz fahren. Sie grüßen uns freundlich und setzen sich an eine der Bänke. Wir starten und plötzlich höre ich ein deutliches Knacken, mein Hinterrad fühlt sich schlagartig platt an und, naja, „wabbelt“. Keine 10 Meter gefahren und dann das. Mein Hinterrad ist so dermaßen schief, dass es am Rahmen ansteht und keine Chance mehr hat, sich zu drehen. Mir ist sofort klar: Es muss innen die Felge gebrochen sein und ich fahre mit dem Rad nirgendwo mehr hin.

Meine Reaktion: „Hm, das is jetzt doof…“
Caro ist ziemlich überrascht, wie gelassen ich reagiere und dass ich mich nicht total aufrege. Ich bin im Nachhinein auch beeindruckt, wie gelassen ich das hingenommen hab. Meine Gedanken waren in dem Moment, dass ich daran nichts ändern kann, aufregen nichts bringt, wir genug Essen sowie Wasser haben und jetzt an einem traumhaften Strand festsitzen. So gesehen ist die Situation eigentlich gar nicht so schlecht. Schließlich hätte ich durch die Panne auch einen heftigen Sturz beim Bergabfahren mitten im Nirgendwo haben können.

Also erst mal das Werkzeug auspacken. Ich glaube zwar nicht, dass ich weit damit komme, aber trotzdem versuche ich, das Rad einigermaßen gerade zu bekommen, um es zumindest schieben zu können. Als nächstes wieder Luft in die Reifen. Wenig erfolgreich, da die Luft direkt entweicht. Ich denke, die kaputte Felge hat an der Bruchstelle den Schlauch beschädigt. Ich stelle mich schon auf einen längeren Fußweg ein. Wir suchen eine Fahrradwerkstatt und finden eine, die gut 15 Kilometer entfernt in Piteå ist. Nach einem Anruf weiß ich, dass sie ein passendes Rad auf Lager haben. Da heute kein Bus fährt heißt es wohl, dass ich mein Fahrrad auf der Felge bis nach Piteå schieben werde.

Auf einmal kommt einer der drei Männer auf mich zu und bietet mir Hilfe an. Naja, er bietet sie nicht direkt an, er stellt fest, dass wir offensichtlich Hilfe brauchen. Damit hat er sowas von recht. Und er erklärt uns, dass sie eine kleine Werkstatt in der Nähe kennen und einen Freund haben, der einen Kleintransporter hat. Ich bin etwas irritiert, da ich damit absolut nicht gerechnet hab. Wie denn auch? Ein anderer der drei Männer nimmt sein Handy vom Ohr, legt auf, kommt zu uns und meint, dass er den Freund mit dem Kleintransporter erreicht hat und er auf dem Weg ist. Caro und ich sind völlig perplex und wissen überhaupt nicht, was wir sagen sollen. Wir bedanken uns mehrmals. Nach und nach kommen wir ins Gespräch. Die drei basteln wohl öfters an ihren Mofas und machen gemeinsam Touren damit. Sie finden unseren Plan, ans Nordkap zu radeln, genial, meinen aber, dass sie das nicht ohne motorisierte Zweiräder machen würden.

Da kommt er. Markus mit seinem Kleintransporter. Wir bedanken uns mehrfach bei ihm und verfrachten alle gemeinsam beide Fahrräder samt dem ganzen Gepäck hinten ins Auto. Auf geht’s! Während der Fahrt kommen wir unter anderem durch das Dorf, in dem Markus aufgewachsen ist und wir fahren auch an dem Haus vorbei, in dem er jetzt mit seiner Familie wohnt. Nicht mehr weit und wir sind da. Die Fahrräder sind schnell ausgeladen und das Problem muss nicht groß erklärt werden. Wir stehen am Haus eines selbstständigen Fahrrad-Mechanikers, der ausschließlich mit gebrauchten Fahrrädern handelt und sie repariert. Nach einigem Hin und Her findet er ein Rad, das passen könnte. Dann fällt aber auf, dass er nahezu alle Arten von Laufrädern hat, außer das, das ich brauche. Bestellen kann er zwar eines, aber das dauert etwa vier Tage.

Schlussendlich bietet Markus uns an, dass er uns noch ein Stück weiter bis zu dem Laden in Piteå bringt, der das passende Laufrad auf Lager hat. Also wieder alles in den Kleintransporter verladen und weiter geht’s. Markus hat übrigens im Moment Urlaub und wollte heute Wasser-Ski fahren gehen. Aber er meint, dass er sich freut, uns helfen zu können. Während der Fahrt reden wir eine Mischung aus Englisch und Schwedisch. Caro und er reden überwiegend auf Schwedisch wovon ich, zumindest aus dem Kontext heraus, das meiste verstehe und ich Englisch, was auch beide verstehen.
An der Werkstatt angekommen laden wir wieder alles aus, bedanken uns noch mal herzlich und schon ist er wieder weg.

Im Laden treffe ich direkt auf den Mitarbeiter, mit dem ich telefoniert hatte und er weiß direkt Bescheid. Ohne mein Laufrad in die Hand genommen zu haben, stimmt er mir zu. Da ist nix mehr zu retten. Er nimmt mich mit ins Lager. Das Laufrad passt und ich muss nur noch kurz warten, bis er den Ritzelsatz, die Bremsscheibe und den Reifen vom einen aufs andere Laufrad gewechselt hat. Ich bin total happy, dass alles so wahnsinnig schnell und unkompliziert geklappt hat. Wir hatten in dem Fall einfach richtig Glück.



Es dauert nicht lange, bis das Rad fertig und eingebaut ist. Jetzt noch die Taschen dran und weiter geht’s. Hier in Piteå wollen wir noch Schuhe kaufen gehen, da Caro so oder so geplant hat, sich demnächst neue Birkenstock zu kaufen. Das ziehen wir jetzt vor, damit ich ihre Alten kapern kann. Bei der Hitze sind geschlossene Schuhe einfach unangenehm und Flip-Flops sind auf Dauer auch nicht das Ideale. Auf dem Weg kaufe ich mir auch eine neue Trinkflasche, da meine seit einer Weile undicht ist und langsam wirklich ersetzt werden muss.

Mittlerweile ist es deutlich nach Mittag und wir haben dementsprechend Kohldampf. Warten, bis wir aus der Stadt raus sind und ein Plätzchen gefunden haben, wollen wir nicht. Dann heißt es, jetzt nochmal Wasser auffüllen und ein Restaurant aussuchen. Wir halten an einem Restaurant, das auf den ersten Blick ein asiatisches ist. Die meisten Gerichte passen auch, allerdings gibt es auch Pizza, Burger, Steak mit Pommes und alles mögliche andere. Wir lassen uns auf die wilde Kombination ein und werden dafür mit Top Service und unglaublich gutem Essen belohnt.



Gut gesättigt, aber nicht zu vollgefuttert geht es über einen kleinen Berg raus aus der Stadt. Unser Plan für den Tag ist mehr oder weniger für die Tonne. Da es, außer für die Nerven, bisher nicht großartig anstrengend war, entscheiden wir uns, noch ein paar Kilometer zu reißen. Wir fahren auf kleinen Landstraßen und teilweise über die E4 entlang der Küste. Da, wo es geht, rollt es sich auf der Schnellstraße noch etwas besser. An einem kleinen Parkplatz, wo wir anhalten um Riegel zu snacken, entdecken wir eine kleine Stelle mit geschmolzenem Teer. Einige Risse im Asphalt sind mit Teer geflickt und die Hitze durch die gnadenlos brennende Sonne hat ihn verflüssigt. Völlig verrückt, wenn man bedenkt, dass wir nicht in Süditalien sondern Nordschweden sind.

Wir fahren und fahren. Auf einem See sehen wir etwas Einzigartiges, was wir beide so noch nie gesehen haben. Es sind drei Flöße. So weit so unspektakulär. Allerdings hat eines der Flöße in der Mitte eine große Feuerstelle und ringsherum fest verbaute Bänke zum Sitzen. So treibt es verlassen mitten auf dem See. Unweit entfernt schwimmt eine komplette Hütte mit Kamin und einer winzigen Veranda. Von einer schwimmenden Sauna hat man schon mal gehört, aber es zu sehen ist… naja, eine schwimmende Sauna eben. Floß Nummer Drei ist ein bisschen undefinierbar und vielleicht einfach noch nicht fertig. Verrückt und spannend….



Nachdem wir einige Kilometer gefahren sind, steuern wir einen Schlafplatz an. Von der kleinen Straße führt ein sandiger Weg zu einer Hütte, die wir auf der Karte gesehen hatten. Wir kommen an und sehen das enttäuschende Ding. Das ist aber nicht das Problem. Schlimm ist, wie wir von Stechmücken überfallen werden. Schlagartig sind sie überall und stechen zu. Ich wische sie am einen Bein weg, dann am anderen und sofort sitzen wieder knapp ein Dutzend am ersten Bein. So etwas hab ich bisher noch nicht erlebt. Caro eskaliert kurz und ohne lange zu überlegen, verschwinden wir so schnell wie möglich. Wir kommen wieder an der Straße an und haben uns in den wenigen Momenten beide etwa 30 Stiche geholt. Auf jeden Fall zu viele, um sie wirklich zählen zu wollen. Das verfallene Hüttchen liegt übrigens an einer alten Schießbahn, die in einem stillgelegten Steinbruch aufgebaut wurde.

Mittlerweile sind wir platt und jetzt auch noch ziemlich genervt. Freiflächen finden wir keine, also bleiben uns zwei Hütten auf einem Berg. Der Weg besteht aus grobem Schotter und Schlaglöchern – perfekt. Zu Hütte Nummer Eins führt ein Weg mit hüfthohem Gras. Sie ist wunderschön, liegt auf einer Lichtung im Wald und hat alles, was man braucht. Leider ist sie abgeschlossen und offensichtlich privat. Hütte Nummer Zwei sieht deutlich besser aus. Sie ist auch abgeschlossen, aber das Gelände ist öffentlich und auf einem Schild ist zu lesen, dass man den Schlüssel leihen kann. Platz ist hier genug und wir machen es uns an einem Windschutz mit Feuerstelle bequem. Die Mücken sind hier auch sehr aufdringlich, aber mit Mückenspray auf den langen Klamotten und dem Rauch unseres Lagerfeuers ist es erträglich. Die riesigen Libellen, die umherfliegen und den Luftraum über unseren Köpfen dominieren, tragen auch ihren Teil dazu bei. Beim Essen beobachten wir, wie sie andere fliegende Insekten jagen und aus der Luft fangen.

So vergeht der Abend recht entspannt… Bis wir ins Zelt wollen. Caro ist schon im Zelt und ich will auch gerade rein, als eine Hornisse um mich herumfliegt und mir sehr nahe kommt. Ich bleibe ruhig stehen, um sie nicht zu provozieren. Nachdem sie keine Ruhe gibt und fast auf meiner Nase landet, wird es mir zu bunt und ich mache eine große Runde ums Zelt und zum Eingang. Sie folgt mir schnurstracks und macht es mir unmöglich, ins Zelt zu kommen, ohne dass sie mir folgt. Von außen muss es ziemlich lustig aussehen, allerdings wird mir bei der zweiten Runde richtig mulmig. Mit Hornissen habe ich für gewöhnlich keine Probleme, aber sowas ist mir auch neu. Bei Runde Drei springe ich schnell genug ins Zelt. Die Hornisse umkreist uns im Zelt noch einige Minuten und ich frage mich was hier gerade los ist… In dem Sinne: Gute Nacht


Und weiter geht’s mit den Pannen

Die Nacht war ruhig und beim Aufstehen ist auch keine Spur von der Hornisse mehr. Jetzt kommt das Übliche: Frühstück, packen, etc.
Wir starten in die heutige Tour und haben als erstes die grobe Schotterpiste von gestern vor uns. Zurück zur Straße geht es abwärts, was deutlich einfacher zu fahren ist. Wir eiern langsam runter und auf der Straße weiter Richtung Luleå. Es ist nicht mehr sehr weit. Vor dem Rand der Stadt geht’s an dem winzigen Flughafen von Luleå vorbei. Auf dem freien Feld stehen unzähligen Lampen auf Pfosten in Reih und Glied, die die Einflugschneise markieren.
Ansonsten ist die Fahrt durch Luleå relativ ereignislos. Das einzig Interessante ist eine sehr flüchtige Begegnung. Wir rollen über eine eiserne Bogenbrücke in die Stadt und uns kommt auf der anderen Seite ein altes Ehepaar entgegen. Ihr Blick schweift über den Fluss, aber er schaut uns an und lächelt freudig. Ich lächle zurück und grüße, worauf er völlig euphorisch anfängt zu winken und sich unglaublich darüber freut, dass wir uns jetzt gegenseitig über die Straße hinweg, zuwinken. Manchmal sind es die kleinen Dinge, die einen zum Lächeln bringen und in Erinnerung bleiben.



Ruckzuck sind wir wieder aus der Stadt raus. Es geht an einigen Baustellen vorbei und entlang einiger Umleitungen auf und ab. Den Hügel runter nehmen wir Schwung für den nächsten Anstieg. Bei einer leichten Bodenwelle knackt es plötzlich und sofort danach schlägt eine meiner Taschen auf dem Boden auf. Ich bremse sofort ab und denke, dass die Tasche sich ausgehängt hat. Es hatte sich schonmal einer der beiden Haken gelöst. Aber diesmal nicht – statt ausgehängt, ist er komplett abgerissen. Es wird schnell klar, dass das Teil nicht zu reparieren ist. Es müsste Ersatz her, was schwierig ist. Also wieder die Werkzeugtasche auspacken und improvisieren. Vier große Kabelbinder sollten das Problem lösen. So kann ich die Tasche zwar nicht mehr auf die Schnelle vom Rad nehmen, aber sie muss ja in erster Linie halten. Ein bisschen Gebastel et voila. Die Tasche ist fest und ich kann wieder einpacken. Weiter geht’s…



Neben der Straße ist fast durchgängig ein Radweg, dem wir folgen, bis um uns herum mehr und mehr Pampa ist. Kaum eine Stunde später höre ich plötzlich ein Zischen. Es ist das Hinterrad. Es ist leise, aber deutlich genug, um sofort zu wissen, dass ich im Idealfall noch zu einem Plätzchen rollen kann, wo ich in Ruhe den Schlauch flicken werde. Die Stelle lässt auf sich warten und ich schiebe mein Rad eine gute Strecke am Straßenrand, bis endlich ein Feldweg abzweigt. Hier gibt es sogar ein kleines bisschen Schatten. Ich lege mein Bike auf die Seite, packe mein Werkzeug aus und fange an das Rad auszubauen. In der Zwischenzeit macht Caro uns Mittagessen. Da wir ohnehin einige Zeit hier sind, bietet sich das an.

Ich flicke den Schlauch ordentlich und baue ihn wieder ein. Das Seltsame ist, dass das Loch nicht auf der Lauffläche, sondern innen zur Felge hin ist. Naja, jetzt geht’s ans Aufpumpen. Mit meiner Mini-Luftpumpe, die nur für Notfälle gedacht ist, dauert das seine Zeit und wird ab drei Bar Druck so richtig mühselig. Ich stelle das Rad bei Seite, da der Kaffee fertig ist. Als ich kurz danach das Rad einbauen will, muss ich feststellen, dass es wieder platt ist. Also den ganzen Mist noch mal von vorne. Ich überlege, was ich falsch gemacht habe, aber laut Anleitung war alles richtig. Zur Sicherheit drücke ich den Flicken noch länger ordentlich an und lasse ihn während wir essen antrocknen, bevor ich den Schlauch einbaue und aufpumpe. Lange Rede kurzer Sinn: Selbes Problem! Der Flicken hält nicht und ich weiß jetzt, dass diese sofort haftenden Flicken, die angeblich ohne extra Vulkanisierungs-Paste auskommen, teurer Mist sind. Schlechter Zeitpunkt, um das zu lernen. Jetzt kommt der Ersatzschlauch zum Einsatz. Ich baue ihn ein und pumpe erneut. Langsam merke ich die Anstrengung wirklich in den Armen, aber es klappt. Zu wissen, dass ich keinen Schlauch in Reserve hab und Flickzeug, das nichts taugt, ist nicht wirklich beruhigend. Jetzt darf nichts mehr schief gehen.



Wir fahren Richtung Råneå parallel zur E4. Die letzten Kilometer bis zu dem Kleinstädchen wollen wir auf der E4 fahren. Kurz bevor es auf die Schnellstraße geht, die hier nur mäßig befahren ist, sehen wir ein kleinen Häuschen. Schon aus einiger Entfernung sieht man eine hohe Antenne im Garten stehen. Je näher wir kommen, desto mehr Antennen und Satellitenschüsseln sind am Haus zu erkennen. Die Krönung des Ganzen sehen wir allerdings erst am Vorbeifahren. In dem Garten steht unter anderem eine Satellitenschüssel mit mehreren Metern Durchmesser. Es kommt schon die Frage auf, was jemand mit so etwas im Garten vor hat. Ein seltsames Hobby? Oder militärische Überreste? Ohne eine Antwort auf die Fragen fahren wir weiter.



In Råneå angekommen kaufen wir noch ein paar Kleinigkeiten ein, da unser Nachtlager voraussichtlich eine Feuerstelle hat. Während Caro schnell in den Laden springt, passe ich auf die Räder auf. Sie ist kaum fünf Minuten weg, aber es passiert allerlei. Zwei Eichhörnchen, die von Bäumen auf der Grünfläche herübergehuscht kommen, prügeln sich um den Mülleimer, warum, ist mir nicht klar, vor allem, da dann beide abhauen. Ich packe Zeug umher und schaue hoch, als ich ein lautes Scheppern höre. Eine alte Dame hat beim Einparken ein anderes Auto gerammt und dessen Alarmanlage springt sofort lautstark an. Eine echt fette getigerte Katze, die unter einer Parkbank im Schatten liegt und alles gelassen beobachtet hatte, erhebt sich gemütlich, kommt zu mir und legt sich auf meine Füße, damit ich sie kraulen kann.

Wir verlassen das Städtchen und rollen in Richtung unseres geplanten Nachtlagers. Nach einigen Kreisverkehren fahren wir auf einer breiten neuen und gut ausgebauten Straße, an der mehrere Sackgassenschilder stehen. Das Ende der Straße ist anscheinend nur für Fahrräder passierbar. Aber warum dann so eine große Straße? Das Ende läuft ins Nirgendwo und ist mit riesigen Felsblöcken versperrt. Lediglich ein kleiner geschotterter Durchgang für Fahrräder ist frei. Der führt auf eine Querstraße. Wer das geplant hat und ob das einen Sinn hat ist für uns gerade nicht wichtig. Ich bekomme Hunger…



Nur noch wenige Kilometer. Wir sind uns nicht sicher, was wir erwarten sollen. An der Stelle ist angeblich eine Hütte, eine Grillstelle und eine Möglichkeit im Fluss zu baden. Allerdings ist sie auch direkt an einer Straße, beziehungsweise an zwei Straßen, die sich hier kreuzen. Wir kommen näher, sehen durch die Bäume die erste Hütte und sehen dann das: Eine saftig grüne Wiese, eine große Hütte mit Umkleiden und Feuerholz, Tische und Bänke an einer Feuerstelle, ein Klo, eine halbfertige Hütte, die noch gebaut wird, eine Stelle zum Baden und zur Krönung von allem gibt es hier noch eine Hütte mit einer Sauna.



Wir schauen uns um und beschließen, unser Zelt in der halbfertigen Hütte aufzubauen. Es schützt uns vor den Mücken und hier sollte es durch den Schatten einigermaßen erträglich sein.

Bevor wir irgendetwas anderes machen, geht’s ab ins kühle Nass. Eine kleine Treppe führt runter zum Fluss. Er ist am Rand sehr flach und wird erst nahe dem anderen Ufer tiefer. Er fließt sehr langsam und gemächlich. So langsam, dass man problemlos gegen ihn anschwimmen kann. Das Bad ist wahnsinnig erfrischend und das kalte Wasser sorgt dafür, dass die unzähligen Mückenstiche an unseren Körpern etwas weniger jucken.

Wir trocknen uns ab, ziehen lange Sachen an, dass die Mücken nicht so leichtes Spiel haben und bereiten alles zum Schlafen vor. Danach geht’s ans Feuer machen und wir grillen Veggie-Würstchen mit Aufback-Brötchen und Soße. Während wir aufbauen und hier am Feuer sitzen und essen, kommen immer wieder verschiedene Menschen aus dem Dorf zum Baden. Niemanden stört, dass wir hier sind, obwohl es irgendwie der soziale Treffpunkt für alle Dorfbewohner zu sein scheint. Alle sind interessiert wo wir herkommen, wo es für uns hin geht und wie wir bis hierher gekommen sind. Ein alter Mann setzt sich zu uns ans Feuer, erzählt uns, dass er unweit von hier wohnt und, dass vor kurzem andere Radreisende hier waren. Bevor er geht, fragt er uns, ob wir vorhaben, hier zu übernachten. Etwas verunsichert sagen wir ja und fragen, ob ihn das stört. Er winkt ab und meint, dass er am nächsten Morgen eigentlich mit seinem Rasenmäher herkommen und mähen wollte, aber das macht er dann am Nachmittag, damit wir in Ruhe ausschlafen können.

Die Ruhe und Gelassenheit sowie die Offenheit und Herzlichkeit aller Dorfbewohner, die wir in den wenigen Stunden bisher getroffen haben, ist beeindruckend. Der alte Mann verabschiedet sich und während wir zusammenpacken und uns zum Schlafen hinlegen kommen und gehen noch zwei weitere Pärchen zum Baden, die auch freundlich grüßen.

Share this Post