Die ersten Nächte in Norwegen
Heute ist der Plan, gleich mehrere Fliegen mit einer Kappe zu schlagen
Kaum haben wir den Reißvershluss vom Zelt aufgemacht, schon werden wir wieder mal von Mücken attakiert. Während dem üblichen Frühstück, rufen wir bei einem Campingplatz an und checken, ob sie noch Platz für uns haben. Der Platz ist nicht weit entfernt, nur etwas mehr als zehn Kilometer. Doch als erstes müssen wir das sandige Steilstück wieder hoch kommen. Wir fahren von unserem Schlafplatz den ziemlich bewachsenen Weg bis dort. Ich fahre vorraus und nehme ordentlich Anlauf, um mit Schwung in den Anstieg zu starten. Mein Hinterrad rutscht einige Male durch, die Traktion reicht nicht aus, ich muss ununterbrochen meinen Schwerpunkt anpassen um einigermaßen Kraft auf dem lockeren Untergrund zu bekommen und schaffe es gerade so den Anstieg hinauf. Jetzt sind wir wieder auf asphaltierter Straße und es rollt gut.
Auf dem Weg zum Campingplatz wollen wir noch ein paar Kleinigkeiten zum Essen besorgen. Allerdings müssen wir feststellen, dass hier im Norden Norwegens die Geschäfte am Sonntag zu haben. In Schweden sowie in Finnland war das anders. Dort haben viele Läden wie Supermärkte jeden Tag geöffnet und man braucht sich keinerlei Gedanken darüber machen, welcher Wochentag gerade ist.
Einige Zeit später kommen wir also, ohne eingekauft zu haben, am Campingplatz an. An der Rezeption erfahren wir, dass wir sogar zwischen verschiedenen Hütten wählen können. Wir entscheiden uns für eine simple kleine Hütte mit Bett, Sofa und fließend Wasser. Sogar zwei Kochplatten und einen kleinen Kühlschrank gibt es.
Es ist nichts besonderes, allerdings im Vergleich zum Zelt der pure Luxus. Eine richtige Matratze, Platz um Sachen auch mal ausgebreitet liegen zu lassen und alles zu sortieren, fließendes Wasser das sogar warm wird und zur Krönung ein schönes Fenster von dem aus man die Mitternachtssonne sehen kann.
Bevor der Teil mit der Entspannung kommt, haben wir aber noch einige Dinge zu tun. Als erstes kommt mein Schlafsack in die Waschmaschine. Jetzt packen wir alles aus und sortieren unsere Klamotten auseinander, um die schmutzige Kleidung auch zu waschen. Bevor unsere Klamotten in die Wäsche kommen, gehen wir beide aber erstmal duschen. Zum Einen, weil wir schon ziemlich lange auf eine Dusche gewartet haben und zum Anderen, da wir so auch die schmutzigen Klamotten, die wir an haben direkt mitwaschen können.
Wir sind sauber, die Wäsche in der Maschine, jetzt ist Zeit um was zu essen! Nichts besonderes, nur eines unserer Gerichte aus der Tüte. Die Zeit rennt, während wir mit der Planung der nächsten Tage beschäftigt sind. Wäsche aufhängen oder in den Trockner packen, versuchen den Schlafsack irgendwie trocken zu bekommen und schon ist wieder Zeit fürs Abendessen. Wir sind mit allem irgendwie spät dran und fragen uns auf dem Weg ins Bett, wo die Zeit schon wieder hin ist…
Jetzt ist Montag und wir können einkaufen gehen
Nach dem Aufstehen schwingen wir uns direkt auf unsere Räder und fahren mit leeren Taschen in Richtung Dorf-Zentrum. An dem kleinen Supermarkt schließen wir unsere Bikes an und gehen einkaufen. Am Eingang sehen wir einen älteren Mann, der etwas verwahrlost und ziemlich verwirrt wirkt, aber wir denken uns nichts dabei. Beim Einkauf sehen wir ihn einige Male hektisch durch den Laden rennen, während er Selbstgespräche führt. Nachdem wir in den Gängen fast alles gefunden haben, was auf unserer Liste steht, gehts ab zur Kasse. Es ist doch mehr Zeug geworden als wir erwartet hatten, naja, das pasiert eben, wenn man hungrig einkaufen geht. An der Kasse sehen wir den Mann wieder, der immer noch Selbstgespräche führt, während er neben der Kassiererin Einkaufskörbe stapelt und damit wegläuft. Offensichtlich ist es normal, dass er hier tut, was auch immer er hier tut, zumindest stört sich absolut niemand daran. Seltsam ist nur, dass Kunden und Personal ihn komplett ignorieren, dass es fast so wirkt, als würden hier zwei Welten aneinander vorbei existieren.
Wir sind draußen und packen unsere Sachen in die Taschen unserer Fahrräder. Ein zweiter Mann, der ebenfalls etwas verwahrlost wirkt und auch Selbstgespräche führt, läuft auf den Laden zu, der Mann von drinnen läuft raus, beide treffen sich am Eingang, reagieren aber nicht wirklich aufeinander, sondern führen eher ihre Selbstgespräche aneinander vorbei. Die Szene scheint nur uns seltsam vor zu kommen, da immer wieder Kunden wie selbstverständlich an ihnen vorbei laufen.
Wir machen uns auf jeden Fall wieder auf den Rückweg. Bei unserer Hütte angekommen, kümmern wir uns ums Mittagessen, ich setzte mich hin und schreibe während Caro sich um die Routenplanung für die nächsten Tage kümmert. Der Tag verläuft relativ unspektakulär, bis auf ein Interviev am frühen Abend. Da dieser Blog mit zeitlichem Verzug online geht, ist der Artikel zu unserer Reise schon erschienen. Als erstes bei Fudder, einem Online-Jornal der Badischen Zeitung, dann auf der BZ-Online Seite und aufgrund des Interesses wurde das Interview sogar in der Samstagsausgabe der Badischen Zeitung in Papierform gedruckt. Im Nachhinein hat das deutlich größere Wellen geschlagen als ich erwartet habe.
Den Abend schließen wir mit selbstgemachten Burgern ab und fallen erschöpft ins Bett. Wir sind zwar fast gar nicht gefahren, allerdings hat uns das dauernde Umhergeräume und Geplane auch gut geschlaucht. Wir schlafen ruckzuck ein, sobald wir im Bett liegen. Kurz nach Mitternacht werden wir beide allerdings nochmal wach und müssen aufs Klo. Das Bild, das sich draußen vor unserer Hütte zeigt, ist kaum zu beschreiben und nicht mit der Kamera einzufangen. Mitten in der Nacht leuchtet der Himmel in kräftigem Orange und die Wolken scheinen fast zu brennen. Es ist auch nach einigen Blicken auf die Uhr nicht wirklich fassbar, was sich uns hier kurz nach Mitternacht bietet.